Wissenschaftler gehen davon aus, dass negative oder belastende Lebenserfahrungen störend auf das biochemische Gleichgewicht des Gehirns einwirken und auf die Weise eine angemessene Verarbeitung der Erlebnisse blockieren können. Die Erfahrung wird quasi auf allen Sinnesmodalitäten „eingefroren“. Trotz des „Einfrierens“ übt sie jedoch im weiteren Verlauf des Lebens negativen Einfluss auf Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen aus. Auf diese Weise kann die Lebensqualität deutlich eingeschränkt sein.  Diese lassen sich häufig auch nicht durch folgende positive Lebensereignisse verändern.

EMDR (Eye-Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine etablierte Psychotherapiemethode, die von Francine Shapiro zur Traumabearbeitung entwickelt wurde. Die Wirksamkeit wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt.
Ein zentrales Element der Behandlung sind die von der Therapeutin angeleiteten Augenbewegungen von rechts nach links, die sogenannte bilaterale Stimulation. Diese Augenbewegungen sind mit denen im REM-Schlaf vergleichbar. Während dieser Phase des Schlafes werden die Erlebnisse des Tages verarbeitet. Alternativ können auch Töne oder kurze Berührungen der Handrücken eingesetzt werden.

Die Behandlung folgt in der Regel einem standardisierten Ablauf der 8 Phasen umfasst.
Die Therapie erfolgt auf der Basis eines sicheren und geschützten Rahmens in dem sich die Patienten vorsichtig ihrem Trauma nähern können.
Nach dem Erfassen der kompletten Vorgeschichte und Aufklärung des Patienten erfolgt die Stellung einer Diagnose. Im Anschluss werden die belastenden Erinnerungen, die behandelt werden sollen herausgearbeitet. Zur Bearbeitung der Erinnerung wird die Patientin von der Therapeutin angeleitet, kurz mit der belastenden Erinnerung in Kontakt zu gehen, während parallel eine bilaterale Stimulation ( z.B. Augenbewegungen, kurze Berührungen des Handrückens sog. Taps) durchgeführt wird. Mit Hilfe dieser Methode werden die Selbstheilungskräfte des Gehirns angeregt. Ziel ist es die mit dem Trauma verknüpften Situationen und Bilder von belastenden Emotionen zu entkoppeln.
Die Therapie gleicht dabei einer gemeinsamen Zugreise. Die Therapeutin begleitet die Patientin/den Patienten  achtsam und aus sicherer Distanz noch einmal an dem Geschehenen vorbei zu fahren.

Nach aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen scheint EMDR die blockierte Verarbeitung von belastenden Erinnerungen zu aktivieren. Van Etten (1998) fand heraus, das EMDR 40% weniger Behandlungsstunden benötigt als andere bewährte Verfahren.
Die meisten Patienten erleben eine entlastende Veränderung der bearbeitenden Erinnerungen.  Nach einer erfolgreichen EMDR-Therapie werden vorher belastende Erinnerungen nicht mehr als problematisch erlebt.

In wissenschaftlichen Untersuchungen zeigte sich die Wirksamkeit von EMDR auch bei anderen Störungsbildern, die durch belastende Erlebnisse mit verursacht wurden. Z.B. bei

– Anpassungsstörungen,
– traumatischer Trauer nach Verlusterlebnissen,
– akuten Belastungsreaktionen kurz nach belastenden Erlebnissen,
– depressiven Erkrankungen und Angststörungen,
– belastungsbedingten Verhaltensstörungen von Kindern und
– chronischen komplexen Traumafolgestörungen nach schweren Belastungen in der Kindheit